Reisebericht Indien

 

 

 

 

Reisebericht von einer Reise nach Indien im Mai 2006

 

Im Mai 2006 führte mich eine Individualreise von Marco Polo nach Indien. Nach einem Flug über die Ukraine und Afghanistan landete ich gegen 2.00 Uhr morgens in Delhi. Dort holten mich mein Führer, der Fahrer und ein Vertreter der örtlichen Reiseagentur am Flughafen ab und brachten mich in ein Hotel. Dieses Hotel war bereits eine große Überraschung für mich. Nach der Buchung hatte ich ein einfaches Hotel mit einem einfachen Zimmer erwartet. Ein Luxushotel mit Swimming Pool sowie ein Zimmer wie es in Deutschland als Suite verkauft wird für mich alleine mit einer wahren Luxusausstattung sowie Klimaanlage hatte ich nicht erwartet.

Am nächsten Morgen holte mich der Fahrer sowie mein Führer vom Hotel ab. Beim Verlassen des Hotels in praller Sonne kam mir eine erste Vorahnung, auf was ich mich eingelassen hatte. Die Hitze war schlicht wie in der Sauna.

 Wir besichtigten sodann Delhi. Als erstes fuhren wir zu der großen Moschee. Diese, erklärte mir der Führer, ist die größte Moschee in Indien oder gar in Asien. Es können gleichzeitig 20.000 Menschen auf einmal beten. Auf der Fahrt dorthin fragte mich mein Führer, ob ich in den Nachrichten von dem Bombenanschlag vor einigen Tagen gehört habe. Dort seien in der Moschee 5 Menschen gestorben. Ich fragte sodann den Führer, ob es kein Problem sei, die Moschee jetzt zu besuchen. Die Antwort des Führers lautete: „Nein, das ist kein Problem, bereits am nächsten Tag ist wieder alles aufgeräumt und sauber.“ Naja, zumindest wurden am Eingang jetzt die Taschen durchsucht.

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Moschee

Reinigung

Traditionelle Reinigung vor dem Beten

Hindu Tempel

Von der Moschee aus versuchten wir das Grabmal von Mahatma Ghandi zu besuchen. Dieses war aber aufgrund einer offiziellen Veranstaltung geschlossen. So suchten wir als nächstes einen Hindu Tempel sowie das Regierungsviertel in Delhi auf. Bereits in Delhi überraschten mich Kamelreiter, die mitten auf der Strasse unterwegs waren.

 Weiterhin besuchten wir ein großes Minarett, das eine Gesamthöhe von 71 m aufwies. Hierbei erklärte mir der Führer viel über die Geschichte der Hindus und Moslems in Indien.

 

Regierungssitz

Park am Regierungsviertel

Kamelreiter

Minarett

Am nächsten Tag fuhren wir sodann nach Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans. Die Fahrt dauerte mehrere Stunden. Dies trotz der Benutzung einer Autobahn, da entgegenkommende Geisterfahrer, sowie Märkte und Kühe auf der Autobahn keine hohen Geschwindigkeiten zuließen.

Jaipur ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthans in Indien mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern.

In Jaipur starteten wir am frühen Abend mit einem Stadtbummel sowie der Besichtigung einer Teppichfabrik. Die Stadt Jaipur wurde 1727 von Maharadschah Jai Singh dem II. gegründet und gehört somit zu den jüngeren Städten in Rajasthan. Jaipur wird auch die Pink City (Rosarote Stadt) genannt. Die Bezeichnung bezieht sich auf die rosarote Farbe der Gebäude im Altstadtviertel. Den Anstrich erhielt sie Ende des 19. Jahrhunderts in Vorbereitung des Besuchs von Prinz Albert, dem Ehemann der britischen Königin Victoria. Rosarot ist in Rajasthan die Farbe der Gastlichkeit.

Altstadt Jaipur

Teppichherstellung

 

Am nächsten Vormittag fuhren wir in das Fort Amber. Zu Füßen des Forts liegt ein See mit einem Kräutergarten, welcher für guten Duft im Palast sorgen sollte. Den Weg hinauf zum Parkplatz des Forts legten wir auf dem Rücken von Elefanten zurück. Vor unseren Elefanten befand sich eine italienische Reisegruppe, welche von den Straßenverkäufern regelrecht belagert wurde. Das Fort Amber war sechs Jahrhunderte lang die Hauptstadt, ehe Jaipur die neue Residenz wurde. Für viele gilt dieses Fort als das Schönste in ganz Indien. Während der Besichtigung des Forts zusammen mit dem Führer erklärte mir dieser viel über die Geschichte der Maharadschahs in Indien. Ebenso die Aufteilung des Palastes. Beispielsweise verbarg sich hinter einem Tor der Palast der Frauen des Herrschers. Dieser Teil durfte nur von dem Herrscher selbst und Eunuchen betreten werden.

 

Fort Amber

Ritt nach oben

Innenhof

Palast der Frauen

Nach der Besichtigung des Forts Amber fuhren wir weiter zum Stadtpalast von Jaipur. Noch heute bewohnen Nachfahren der Radschahs einen Teil des Palastes. Im Innenhof des Palastes befand sich eine Schule, in der klassische indische Tänze gelehrt wurden. Hier schauten wir eine Weile zu. Nachdem wir unser Besichtigungsprogramm relativ schnell abgehakt hatten wurde ich nach einem gemeinsamen Mittagessen im Hotel abgesetzt.

 

Nach einer kurzen Rast fuhr ich sodann alleine mit einer Motorradrikscha in die Altstadt von Jaipur. In der Stadt gibt es Unmengen von Geschäften für alles was zum täglichen Leben benötigt wird. Ebenso Edelsteinschleifereien, Handwerksbetriebe etc. Es herrscht ständig viel Betrieb und Lärm. Überall wird gehupt. Ein Überqueren einer Straße ist für einen normalen Europäer kaum möglich. Trotz des für europäische Verhältnisse großen Chaos regt sich dort niemand auf. Mittendrin in der Hektik fahren Kamelkarren, welche nur durch Zurufe und Klapse auf das Hinterteil des Kamels gesteuert werden. Hier in den Seitengassen der Altstadt geht es etwas ruhiger zu.

 

Einer der Plätze in der Altstadt

Eines der 7 Tore der Altstadt

Nachdem ich eine Weile in der Altstadt umhergelaufen war, sehnte ich mich nach einer Pause. Anhand des Stadtplanes stand ich direkt vor einem Stadttor, dass an einen Park grenzt.. Dort lief ich hin. Aufgrund der großen Hitze von ca. 42 oder 43 Grad Celsius war in dem Park allerdings nicht viel los. Nachdem ich mich eine Weile mit etwas zum trinken ausgeruht hatte, besuchte ich den Zoo, der sich in diesem Park befindet, auf. Direkt am Eingang des Zoos wurde ich direkt von zwei Kindern in Empfang genommen. Diese sprachen zwar kein Wort Englisch, wollten mir allerdings für ein Paar Rupien den Zoo zeigen.

 

Empfangskommitee

In diesem Zoo ging es relativ tierfreundlich zu. Hier hat mich beispielsweise der Frankfurter Zoo mehr enttäuscht. Nach Verlassen des Zoos überlegte ich mir, das nebenan befindliche Museum aufzusuchen, da ich meine Eintrittskarte für den auf der anderen Straßenseite befindlichen zweiten Teil des Zoos gerade verlegt hatte.

Museum am Ram Niwas Park

Begrüßung

Geldverdienst vor dem Zoo durch wiegen

Hitze

 

 Nachdem ich um die Ecke kurz vor dem Museum bog, kam mir eine Familie entgegen, wobei mich der älteste Sohn von ca. 12 Jahren direkt mit „Hello, how are you“, begrüßte, um seine Englischkenntnisse zu testen. So kam ich mit der gesamten Familie ins Gespräch. Nachdem ich diese zu einem Eis an einem Stand eingeladen hatte, waren alle sichtlich begeistert.

 

Foto....

Stadt Park

Im Zoo: Foto please

Kinder im Ram Niwas Park

Überhaupt wurde ich während meines Aufenthaltes ständig von Kindern mit „Photo please“ angesprochen. Wenn ich sodann ein Foto schoss und ihnen hinterher im Display das Foto zeigte, waren alle total begeistert. Nur einmal wurde ich nach dem Photo um Bezahlung gebeten.

 

Nachdem ich endlich meine Eintrittskarte für den Zoo wieder gefunden hatte, konnte ich den auf der anderen Straßenseite befindlichen zweiten Teil des Zoos ebenfalls aufsuchen. Dort kam ich direkt in ein Gespräch mit einer Familie aus einem Nachbarort von Jaipur. Der Familienvater wollte, so hatte ich den Eindruck, seinen Kindern zeigen, wie wichtig es sei, die englische Sprache zu lernen um sich mit Touristen beispielsweise unterhalten zu können.

 

Am nächsten Tag war ich ebenfalls wieder alleine unterwegs, da dies der freie Tag meines Führers war. So fuhr ich ebenfalls wieder mit einer Motorradrikscha in die Altstadt von Jaipur, um dort nach Andenken zu suchen. Nachdem es immer heißer wurde, fuhr ich sodann mit einer Fahrrad Rikscha in einen anderen Park der Stadt. Dort wurde ich ebenfalls wieder von Kindern angesprochen, welche sich sichtlich für den Touristen interessierten. Obwohl meine Fototasche nicht wie eine richtige Fototasche aussieht, deuteten sie direkt auf die Fototasche und sagten „Photo, Photo“.

 

Am nächsten Tag fuhren wir dann zusammen mit dem Führer in Richtung Agra. Dort streiften wir auf der Fahrt die Randbereiche von Jaipur. Dort gibt es wahnsinnig viel Armut. Der Straßenverkehr auf der Straße nach Agra, welche keine Autobahn war, war für europäische Verhältnisse einfach nur verrückt chaotisch und anstrengeld.

 

Nach mehreren Stunden Fahrt, wobei auch noch die Klimaanlage im Auto ausfiel, erreichten wir Fatehpur Sikri.  Fatehpur Sikri ist eine Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh in Indien mit nur 30.500 Einwohnern. Dies ist die ehemalige Hauptstadt des Mogulreiches. Die Baudenkmäler der Stadt stehen unter dem Schutz der UNESCO und gehören zum Weltkulturerbe. Diese Stadt wurde zwischen 1569 und 1585 erbaut. Der König Akbar verlegte den Palast nach Larore, als sich gegen 1600 herausstellte, dass die Wasserversorgung für diese Stadt unzureichend war. Daher wird die Stadt auch als die verlassene Stadt bezeichnet.

 

Am Nachmittag erreichten wir sodann unser Hotel. Dort hielt es mich allerdings nicht und ich unternahm einen Ausflug, um wenigstens schon einmal einen Blick auf das Taj Mahal zu werfen. Am Ausgang des Hotels nahm ich mir eine Fahrradrikscha in Richtung Taj Mahal. Der Rikschafahrer war ein alter Mann, mit dem ich schnell ins Gespräch kam. Dieser lud mich hinterher noch zu sich nach Hause ein, um mich zu bitten, ein Foto von ihm und seiner Frau anzufertigen. Der Mann bewohnte mit seiner Frau einen einzigen Raum ohne Fenster, der für deutsche Verhältnisse kaum als Keller oder Abstellraum taugen würde. Da ich unbedingt Fotos der Rückseite des Taj Mahals machen wollte, so dass sich das Taj Mahal im Fluss spiegelte, fragte ich den Rikschafahrer, wie man dorthin gelangen könnte. Dieser sagte mir, dass dies zu weit für eine Fahrradrikscha sei, da man einen großen Umweg über die Brücke nehmen müsse. Sein Sohn habe allerdings eine Motorradrikscha, er könne mich übermorgen, morgens um 06.00 Uhr abholen, damit ich den Sonnenaufgang am Taj Mahal fotografieren könne.

 

Am nächsten Tag machte ich mich sodann mit meinem Führer und dem Fahrer auf den Weg, um das Rote Fort, das seitlich von Taj Mahal gelegen ist, zu besuchen. Das Rote Fort wurde angelegt, weil sich der Mogul Herrscher Akbar in Delhi nicht mehr sicher fühlte. So ließ er im 16. Jahrhundert in Agra eine neue Festung bauen. Hier trafen sich Philosophen, es wurde Gericht gehalten und man feierte Feste. Die Nachfolger von König Akbar bauten das Fort weiter aus. Akbars Enkel Sha Jaan, der bauwütigste aller Mogulherrscher ist weitgehend für die äußere Erscheinung des Forts verantwortlich. Als dieser später von seinem Sohn Aurangzeb gestürzt worden war, kehrte er nach  Agra zurück. Hier verbrachte er unter Hausarrest seine letzten Lebensjahre. Vom Jasmin Tor des Roten Forts konnte er auf das Grabmal seiner Lieblingsfrau blicken. Dieses Grabmahl ist das Taj Mahal.

 

Bei einer Temperatur von ca. 46 Grad suchten wir sodann das Taj Mahal auf. Um diese Uhrzeit, ca. 10.00 Uhr, war es noch relativ leer dort. Das Taj Mahal ist ein Mausoleum in der Nähe Agras. Das Taj Mahal wurde zwischen 1631 und 1648 erbaut. Über 20.000 Handwerker aus ganz Süd- und Zentralasien waren hieran beteiligt.

Warteschlange vor dem Taj Mahal

 

Ende Mai ist in Indien Hochsommer. Aufgrund der Hitze von rund 46 Grad bereits am Morgen kommen in diesem Monat kaum Touristen zum Taj Mahal. Daher wurde dies gerade gereinigt, so dass sich fast kein Wasser in den Becken befand. Auch am Taj Mahal wurde ich wieder von Kindern angesprochen und um Fotos gebeten. Direkt am Taj Mahal fließt ein Fluss, der jedoch in diesem Monat mehr aus Unrat und Müll besteht denn aus Wasser. Die andere Seite des Flusses sollte mein Ziel am nächsten Morgen sein.

 

Nach dem Besuch des Taj Mahals fuhren wir über eine viel zu schmale Brücke auf die andere Seite des Flusses zum sog. Baby Taj. Kleiner als das Taj ist es aber auch viel ruhiger, und weniger besucht als das große Taj Mahal. Nach Ende der Besuche wurde ich sodann wieder in meinem Hotel abgesetzt.

 

Dort hielt es mich aber nicht sehr lange und ich verließ das Hotel, um mir noch Teile von Agra anzuschauen. So fuhr ich mit einer Fahrrad Rikscha zu einer Einkaufsstrasse und schaute mir dort Geschäfte an und aß in einem McDonalds. Das besondere an dieser Einkaufsstrasse, dem sog. Boulevard, war dass sich dort tatsächlich ein relativ sauberer Gehweg befand. Im Normalfall gibt es in Indien kaum Gehwege. Der Straßenrand besteht normalerweise aus Erde, Dreck und Müll.

 

Am nächsten Morgen war sodann der letzte Tag angebrochen und ich traf mich morgens um 06.00 Uhr mit dem Sohn des Rikscha Fahrers, der mich zur anderen Seite des Taj Mahals fuhr.

 

Das Flussufer ist noch ca. 100 m von der Wasserlinie entfernt. Dort wurde ich von ca. 30 Kindern begrüßt, denen ich allen die Hand schütteln musste. Nach dieser Gruppe kam ein Junge mit seinem Bruder und seinem Kamel. Dieser sprach ausnahmsweise ganz passabel Englisch. Er sagte, ich müsse direkt an den Fluss, um die besten Fotos zu machen. Ich solle einfach mitkommen, er würde mir die besten Standorte zeigen. Etwas widerstrebend folgte ich diesen sodann zu einer Sandbank am Rande des Wasser des Flusses, da er auf mich einen offenen und ehrlichen Eindruck machte. Anders als die Straßenverkäufer vor dem Taj Mahal welche einfach nur aufdringlich sind.

 

An der Wasserlinie angekommen sagte mir der Junge dann, ich solle ihm die Kamera geben, er würde Fotos machen. Da alle anderen relativ weit weg waren, und der Junge doch recht Vertrauen erweckendes Gesicht hatte, gab ich ihm die Kamera.

 

Sodann fing der Junge an, mir Anweisungen zu geben. Ich solle die Hand heben, die Finger zusammen machen bzw. hochspringen. Dieser nahm meine Kamera und warf sich mit der Kamera auf den dreckigen Boden, um so direkt über der Erde gebeugt von unten Fotos zu schießen. Sodann sagte er mir, ich solle mich auf das Kamel setzen. Sodann schoss er weitere Fotos, während er seinem Bruder Anweisungen gab, wie dieser das Kamel zu führen habe.

 

Nach Ende dieser ganzen Fotos fragte ich den Jungen, was er für die Fotos haben wolle. Er grinste mich an und sagte mir, er wolle umgerechnet 10 Euro haben. Da diese ganze Fotoaktion eine Weile gedauert hatte, und sogar einen Kamelritt beinhaltete, sagte ich ihm, dass er einen Fehler gemacht habe. Hätte er mir gesagt, ich solle geben, was ich denke, hätte ich ihm umgerechnet mehr gegeben. Hierauf grinste er mich an und sagte mir, mein Job als Tourist sei es, ihm Geld zu geben.

 

Jürgen auf Kamel

Höher...

Der kleine Fotograf trieb mich an höher zu springen

Mein Fotograf

Nachdem ich ihm nun doch mehr Geld gegeben hatte, als er ursprünglich wollte, unterhielten wir uns noch weiter. Ich bat ihn, mir seine Adresse aufzuschreiben, damit ich ihm die Fotos schicken könne, die er gemacht habe. Hierfür zitierte er einen Freund bei, da er selbst nicht schreiben konnte.

 

Nachdem ich ihm angeboten hatte, die entstandenen Fotos zu schicken, teilte er mir mit, ich sei jetzt sein Freund. Er wollte unbedingt wissen, wann ich wieder nach Indien komme würde, er würde mir sodann alles ohne Geld zeigen. Nicht mehr als Tourist, sondern als sein Freund. Sodann lud er mich ein, noch sein Haus zu besichtigen. So gingen wir zusammen durch enge Gassen zu seinem in der Nähe befindlichen Haus. Dabei erklärte er mir unterwegs, dies ist das Haus meines Onkels, dies sind meine Enten, dies ist meine Schwester….

Ebenso zeigte er mir einen anderen Standort, von dem man das Taj Mahal gut fotografieren konnte.

 

Nachdem wir uns noch eine kurze Zeit unterhalten hatten, fuhr ich sodann zurück ins Hotel, wo ich einige Stunden später von meinem Führer abgeholt werden sollte. Vorher ließ ich aber per Express im Hotel Abzüge von den Fotos machen, die der Junge angefertigt hatte. Nachdem mich mein Führer und der Fahrer abgeholt hatten, bat ich diese mich nochmals mit dem Auto auf die andere Seite des Taj Mahals zu fahren. Dort gab ich dem Jungen die Fotos, die er angefertigt hatte. Die Folge war ein kleiner Auflauf mit diesem Jungen als Mittelpunkt. Anscheinend war es noch nie vorgekommen, dass jemand Fotos geschenkt hatte. Ich gab dem Jungen außerdem noch eine Visitenkarte von mir und erklärte diesem mit Hilfe des Führers, dass er doch Visitenkarten für seine Kamelritte anfertigen lassen sollte, um diese an die Touristen vor den Hotels zu verteilen.

 

Sodann fuhren wir mit dem Auto in Richtung Delhi, wo ich in der Nacht wieder in Richtung Deutschland fliegen sollte. Ausgerechnet in Delhi, vermutlich am Flugplatz, habe ich mir sodann extrem den Magen verdorben. Der Rückflug gestaltete sich als kleine Hölle, da ich die meiste Zeit auf dem Klo verbrachte.

 

Unter dem Strich war Indien für mich der interessanteste Urlaub meines Lebens. Indien ist im Mai wahnsinnig heiß, es stinkt und es ist dreckig. Allerdings ist Indien auch der Ort mit den freundlichsten, nettesten, hilfsbereitesten Menschen, die mich mit ihrer offenen und herzlichen Art willkommen geheißen haben. Insbesondere an den Tagen, an denen ich alleine unterwegs war, kam ich in Kontakt mit der Bevölkerung. Man stelle es sich doch einmal hier in Deutschland vor, dass Kinder einen Ausländer auf der Strasse ansprechen, nur um sich mit diesem in einer Fremdsprache zu unterhalten.

 

Ich habe daher unbedingt vor, auch andere Teile Indiens in Zukunft kennen zu lernen. Die offene und herzliche Art der Menschen dort hat es mir angetan. Indien ist wirklich das Land mit den nettesten Menschen das ich kenne.

 

Für den Touristen ist Indien auch ein sehr sicheres Land. Armut bedeutet dort, dass man in einem vergangenen Leben ein schlechter Mensch war, und durch Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit sich ein besseres nächsten Leben verdienen kann. Diese Einstellung führt dazu, dass Indien für den Touristen ein sehr sicheres Land ist.

 

Nachtrag:

Als ich mich einige Monate später mit meinem Vater in Schweden befand, klingelte plötzlich mein Mobiltelefon. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine kindliche Stimme mit: „Hello, this is Brijesch, your friend from India, you remember?“.

 

 Dies war der Junge aus Agra, der mir die Fotos angefertigt hatte. Dieser hat mich in der Zwischenzeit noch zweimal angerufen, um mir Hallo zu sagen. Ebenso habe ich zwei Briefe von der Familie aus dem Nachbarort von Jaipur erhalten, denen ich ebenfalls ein Foto von ihnen geschickt hatte. Er beinhaltete in der Hauptsache nur Dankbarkeit und Lob über mich als freundlichen Deutschen.

 

Indien hat mich mit Erinnerungen beschert, die mir ein Leben lang bleiben werden. Indien ist immer eine Reise wert. Ich hoffe ich komme noch öfters wieder nach Indien.